HERBERGSSUCHE - Kunst von Tür zu Tür in Melk

HERBERGSSUCHE - Kunst von Tür zu Tür in Melk

MarandJosef 2020 - Die Künstler*innen

Von Samstag, den 28. November 2020 bis Donnerstag, den  7. Jänner 2021, sind in der Melker Altstadt an sieben verschiedenen Türen/Toren/Eingangsbereichen Kunstwerke renommierter Künstler*innen zum Thema "Herbergssuche" zu besichtigen*. In Zeiten der Pandemie geht unser traditionelles Format der Herbergssuche - "MarandJosef" - damit einen ganz neuen und innovativen Weg. Sämtliche Kunstwerke samt Überblickskarte mit den Standorten finden Sie auch hier als Folder-Download!

Flucht und Schutzsuche im Fokus

Die „Herbergssuche“ ist ein alter Brauch in der Adventzeit, dessen bis heute vorhandene soziale Relevanz der Verein MERKwürdig im Rahmen der 26. Auflage seiner traditionellen musikalischen Herbergssuche „MarandJosef“ mit einer ganz besonderen Ausstellung im öffentlichen Raum in der Melker Altstadt in den Blick nehmen möchte: Sieben renommierte (Street-Art)Künstler*innen werden im Dezember mehrere bekannte historische Eingangstore in der Melker Altstadt mit künstlerischen Interventionen versehen. „Die notwendige Bekämpfung der Covid-19-Pandemie fordert uns in unserem Alltag und beherrscht seit Monaten die Schlagzeilen und unsere Gespräche. So manch wichtiges soziales Thema tritt dabei in den Hintergrund. Deshalb wollen wir gerade die immer wieder aktuellen Themen Flucht und Schutzsuche in der Vorweihnachtszeit verstärkt ins Bewusstsein holen“, erläutert MERKwürdig-Obmann Alexander Hauer die Intention der 21. Folge von „MarandJosef“. Schon seit 1999 veranstaltet der Verein MERKwürdig – Zeithistorisches Zentrum Jahr für Jahr – gemeinsam mit dem Landesklinikum und der Krankenhausseelsorge – am vierten Adventsonntag die musikalische Herbergssuche „MarandJosef“. Die Veranstaltung bestand immer aus zwei Teilen: Zum einen besuchten Musiker*innen die Stationen des Krankenhauses, um jenen Menschen, die Weihnachten bzw. zumindest die Tage davor nicht in ihrer vertrauten familiären Umgebung feiern konnten, eine besondere weihnachtliche Stimmung durch Musik zu ermöglichen. Der zweite Teil – ein Konzert in der Krankenhauskapelle – sollte den Zuhörer*innen immer auch sehr deutlich vermitteln, welche sozialpolitische Botschaft in der Herbergssuche liegt, aber auch in den Liedern zu finden ist.

 „Wenn wir an Weihnachten denken, ist uns oft nicht bewusst, dass die Heilige Familie von Bethlehem nach Ägypten fliehen musste, um dort zumindest für einige Zeit Schutz zu suchen. In gewisser Weise war Jesus wohl ein Flüchtlingskind. Der Herbergs-Wirt in Bethlehem, der Maria und Josef einen Platz im Stall gibt, setzt hier aus unserer Sicht durchaus ein Zeichen von Empathie und nicht von Zurückweisung,“ interpretiert MarandJosef-Mitkuratorin Judith Mandlburger.

Kunst von Tür zu Tür: Herbergssuche in der Altstadt

Aufgrund der aktuell schwierigen äußeren Umstände hat sich der Verein MERKwürdig dazu entschlossen, die Corona-Pandemie als Chance zu verstehen und die Veranstaltung heuer völlig neu zu denken: „Die Pandemie ist eine Steilvorlage, den Begriff der Herbergssuche neu zu denken, künstlerisch zu beleuchten und damit vielleicht sogar deutlicher als in den letzten Jahren in den Mittelpunkt zu stellen“, so das MERKwürdig-Team. Aus diesen Überlegungen heraus entstand folgende Idee: Sieben (Street-Art)Künstler*innen werden eingeladen, zum Thema „Herbergssuche“ verschiedene Melker Eingangstore bzw. Durchgangsbereiche zu gestalten. 
„Beim Brauch der „Herbergssuche“ wird eine Wandermuttergottes von Tür zu Tür getragen, um zumindest für eine Nacht gleichsam Obdach zu finden. In der diesjährigen (Vor)Weihnachtszeit sind wir eingeladen, uns selbst auf den Weg „von Tür zu Tür“ zu machen, um mit den künstlerischen Gestaltungen der Tore den Blick auf die sozialpolitische Botschaft von Weihnachten, auf die gesellschaftlichen Aufforderungen des Humanismus zu schärfen“, lädt das MERKwürdig-Team zum Erkunden der Kunstwerke ein.

Die Künstler*innen und im Kurzportrait

Als Künstler*innen für diese ganz spezielle Herbergssuche konnten dafür durchwegs Persönlichkeiten gewonnen werden, die in der Vergangenheit zum einen große (Street-Art)Werke realisiert haben und zum anderen immer wieder – auch hier in Österreich – ihre Zelte neu aufgeschlagen haben bzw. aufschlagen mussten. Die folgenden sieben Künstler*innen werden ab 28.11. mit ihren Kunstwerken zu sehen sein:

Linda Zahra

Linda Zahara, aus Syrien stammende Fotokünstlerin, ist mit zwei Bildern an den Toren am Rathausplatz Nr. 1 bzw. beim "Zöchling-Hof-Tor" in der Sterngasse vertreten. Titel des Werks: "This is Asylum". Die Künstlerin musste mit ihrem Mann, einem politischen Dokumentarfilmer, ihr Heimatland verlassen, um der Verfolgung zu entgehen. Seit sechs Jahren lebt die Fotografin mit ihrer engsten Familie in Wien. In ihren Arbeiten – u.a. im Künstlerhaus Wien und derzeit in der Landesgalerie NÖ in Krems – stellt sie Menschen, die verfolgt werden und Gewalt erleiden, in den Mittelpunkt. Sie widmet sich speziell auch dem Thema Gewalt an Frauen und Kindern.


annagrit

Das Künstlerinnenkollektiv Anna Pritz aus Emmersdorf und Grit Oelschlegl aus Leipzig hat das Tor des Wachauerhofs in der Wiener Straße mit einer künstlerischen Gestaltung versehen. Sie fragen: "Ist alles besser als nichts?" Die gebürtige Leipzigerin Grit Oelschlegel lehrt wie Anna Pritz aus Emmersdorf an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Beide arbeiten in den Themenfeldern Kunst und Didaktik sowie Kunst und gesellschaftspolitischen Fragestellungen.


Daniel Sommergruber

Der Bühnenbildner der Melker Sommerspiele gestaltet die beiden Eingangstüren der Melker Stadtpfarrkirche künstlerisch zum Thema "Reisegepäck des Lebens". Er besucht derzeit die Meisterklasse von Markus Lüpertz und nutzt in seiner Arbeit unterschiedlichste Materialien und Techniken, zeichnet z.B. mit Kugelschreiber auf Transportpaletten, malt übergroße Bilder und entwickelt feinsinnige Skulpturen.


Rob Perez

Der in Wien lebender amerikanische Grafitti-Künstler gestaltet das Tor bei der Apotheke am Rathausplatz mit einem Street-Art-Werk mit dem Titel "open doors - open hearts". Die Kunstwerke des amerikanischen Künstlers mit kubanischen und puertoricanischen Wurzeln waren bei zahlreichen internationalen Ausstellungen unter anderem in den USA, Kroatien, Italien, Tschechien und Spanien zu sehen. Nun lebt der Street-Art-Künstler in Wien und hat sich mit seinen Graffitis auch hier schnell einen großen Namen gemacht.

Ragna Sichelschmidt

Die im französischen Mamers geborene und in Gablitz wohnende Künstlerin hat das Eingangsportal zum MERKwürdig-Büro in der alten Post (Linzer Straße) gestaltet, der Titel ihrer Arbeit: "Herbergssuche = Lebensraum gesucht". Sie hat nach ihrer Ausbildung zur Grafischen Zeichnerin das Studium der Freien Malerei und Grafik in Essen (D) absolviert.


Lachlan "LOX" Blair

Der in Emmersdorf an der Donau lebende australische Fotograf gestaltet den Eingangsbereich des Landesklinikums Melk mit "Karyatiden und Atlanten". Er studierte an der Australian National University und der Kyoto Seika University in Japan und blickt auf ein breites Spektrum an Einzel- und Gruppenausstellungen als professioneller Fotograf, Grafiker und Ausstellungsmacher zurück. Seine erste Einzelausstellung auf europäischem Boden war „Ausgebadet”, Wien 2002 und schon 2004 gründete er sein Unternehmen LOXPIX als selbständiger Berufsfotograf mit Schwerpunkt auf Portrait, Architektur- und Landschaftsfotografie. Die Wachau ist deklarierter Lieblingsort für fotografische Projekte, auch im Genre Portrait. So dokumentierte LOX die Weißenkirchner Weinhauerinnen Ilse und Christine Mazza, die er ein ganzes Jahr lang mit der Lochkamera begleitete.


* Die Kunstwerke werden ab 28. November 2020 von den Künstler*innen Zug um Zug fertiggestellt. Die Türen/Tore/Eingangsbereiche befinden sich allesamt im öffentlich Raum und sind somit jederzeit zur Besichtigung der Kunstwerke zugänglich.

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