Das war unser MERKwürdig-Jahr 2025
2025 stand für uns ganz im Zeichen der Frage, was Erinnern heute – 80 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs, 70 Jahre nach Unterfertigung des Staatsvertrags und 30 Jahre nach dem EU-Beitritt Österreichs - bedeutet und was es von uns verlangt.
2025 stand für uns ganz im Zeichen der Frage, was Erinnern heute – 80 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs, 70 Jahre nach Unterfertigung des Staatsvertrags und 30 Jahre nach dem EU-Beitritt Österreichs - bedeutet und was es von uns verlangt. Der Leitsatz der heurigen Gedenkfeier, „Niemals wieder ist jetzt“, wurde zum roten Faden durch unser gesamtes Jahr: Erinnern nicht als Rückblick, sondern als aktive Verantwortung in der Gegenwart.
Bei der schon erwähnten Gedenkfeier am 12. Mai 2025 gedachten an der KZ-Gedenkstätte Melk über 400 Menschen aus dem In- und Ausland der rund 5.000 Opfer des KZ-Außenlagers Melk. In enger Kooperation mit der KZ-Gedenkstätte Mauthausen entstand eine würdevolle und berührende Gedenkfeier, geprägt von internationalen Stimmen, stimmungsvoller Musik der Musikmittelschule Melk und den eindringlichen Beiträgen der Schüler*innen des Stiftsgymnasiums Melk. Für einen besonders bewegenden Moment sorgte die feierliche Beisetzung menschlicher Überreste ehemaliger KZ-Häftlinge. Das dafür neu geschaffenen Urnen-Grab ist ein Ort der Würde, der Mahnung und des Respekts – und erinnert daran, dass Verantwortung nicht endet.
Im Herbst wurde dieser Gedanke musikalisch weitergetragen: Am 21. September verwandelte das 12h-Konzert Melk erneut in eine Stadt der Musik und des Erinnerns. Zwölf Stunden lang erklang bei strahlendem Sonnenschein Musik als Ausdruck des Widerstands gegen Gewalt und Ausgrenzung – ein gemeinsames Bekenntnis zu Menschlichkeit, Würde und demokratischen Werten. Das Konzert zeigte eindrucksvoll, wie Kunst, Haltung und historisches Bewusstsein ineinandergreifen können.
Auch bei unseren weiteren Veranstaltungen lag der Fokus auf historischer Aufarbeitung und öffentlicher Auseinandersetzung. So auch in der Tischlerei Melk, wo in Kooperation mit der KZ Gedenkstätte Mauthausen das Buch „KZ Melk und Projekt Quarz. Geschichte und Gedenken“ präsentiert wurde. Die Autoren Bertrand Perz und Christian Rabl beleuchteten das NS-Projekt „Quarz“, die Zwangsarbeit von 14.000 Häftlingen sowie die Nachgeschichte des Lagers.
Der Autor Christian Rabl referierte des Weiteren im Stift Melk über das Lager, das Stift und die Stadt Melk. Bei diesem Vortrag wurden diese Kontaktzonen beleuchtet und sich die Fragen gestellt, wie das Stift Melk von der NS-Propaganda instrumentalisiert wurde, ob die Melker*innen über das Lager Bescheid wussten und wie die Häftlinge das Stift Melk wahrnahmen.
Ebenfalls im Frühling stand der Stadtsaal Mank im Zeichen von Geschichtsbewusstsein und Diskussion. Die Präsentation des Buches „Der Dollfuß-Platz in Mank“, organisiert mit der Stadtgemeinde Mank, stellte die Frage nach dem Umgang mit historischer Belastung im öffentlichen Raum: Gedenken oder Verherrlichung? Das Kabarett „ALLES SCHON DAGEWESEN – Die 1930er Jahre im Brennglas des Kabaretts“ mit Magda Leeb, Antonia Stabinger, Gregor Seberg und Clemens Maria Schreiner zeigte mit Texten von Jura Soyfer, Peter Hammerschlag, Hans Weigel u. a., wie aktuell politische Satire der 1930er Jahre geblieben ist.
Das ganze Jahr über fanden zudem zahlreiche Rundgänge und Vermittlungsangebote am Gelände des ehemaligen KZ-Außenlagers Melk statt – wiederum meist in Kooperation mit der KZ Gedenkstätte Mauthausen. Schulklassen, Studierende und Interessierte setzten sich direkt vor Ort mit den Lebensrealitäten der Häftlinge, den Strukturen der Zwangsarbeit und den langfristigen Folgen der NS-Verbrechen auseinander.
Einen Spezialrundgang außerhalb der Gedenkstätte gab es unter anderem in Persenbeug Gottsdorf, wo unsere Historikerin Christina Kandler bei den Steinen der Erinnerung über die Schicksale der jüdischen Bürger*innen und Euthanasie-Opfer der Gemeinde berichtete. Dem Thema der Euthanasie in der Region widmete sich auch der letzte Vortrag des Jahres im November in St.Leonhard. Hier zeigte Christina Kandler, wie eng diese NS-Verbrechen mit lokalen Schicksalen verbunden waren.
2025 hat gezeigt: Erinnerung ist kein abgeschlossenes Kapitel. Sie ist Haltung, Arbeit und Auftrag zugleich.
Niemals wieder ist jetzt.