Die Melker KZ-Häftlinge

„Die Suppe in den Stollen" - Zeichnung des KZ-Überlebenden Daniel Piquee-Audrain. Quelle: Scan von Perz, „Projekt Quarz“.

Die 14.390 ausschließlich männlichen Häftlinge, die im KZ-Außenlager Melk zur Zwangsarbeit eingesetzt waren, stammten aus mehr als 26 verschiedenen Ländern.

Die größten nationalen Gruppen bildeten Polen, Ungarn, Franzosen, Sowjetbürger, Deutsche, Italiener, Griechen und Jugoslawen. Aufgrund der teilweise lückenhaften Quellenüberlieferung ist der Anteil der jeweiligen nationalen Gruppen an der Gesamtzahl der Melk Häftlinge nur annäherungsweise bestimmbar. So dürften etwa 35-40 Prozent der KZ-Häftlinge ungarischer, 25-30 Prozent polnischer, 10 Prozent französischer und 5 Prozent deutscher Herkunft (inkl. Österreich) gewesen sein, während sich die restlichen 15-25 Prozent auf die weiteren Nationen aufteilten.***

Die Mehrzahl der Häftlinge war aus politischen oder rassischen Gründen ins KZ eingewiesen worden, zirka ein Drittel waren von der SS als Juden kategorisiert. Sämtliche Häftlinge wurden auf Anforderung der ausführenden Firmen, wie etwa der Steyr-Daimler-Puch AG, zur Zwangsarbeit in den Stollen des "Projekts Quarz" in das Außenlager Melk transportiert, wobei die Mauthausener Kommandantur die von der Rüstungsindustrie geforderte Zahl von Zwangsarbeitern zeitweise gar nicht stellen konnte. Dies führte unter anderem dazu, dass mit Fortdauer des Lagerbestehens das Kriterium der „Arbeitsfähigkeit“ immer mehr in den Hintergrund rückte und im Jänner 1945 sogar 119 Kinder im Alter von unter 15 Jahren zur Zwangsarbeit nach Melk überstellt wurden. Obgleich aufgrund der extrem schlechten Lebens- und Arbeitsbedingungen Monat für Monat hunderte Häftlinge starben oder wegen „Arbeitsunfähigkeit“ ins Hauptlager Mauthausen zurück überstellt wurden, stieg die Zahl der Häftlinge in Melk per Ende Jänner 1945 auf mehr als 10.000 an. Zum Vergleich: Die Stadt Melk zählte zu Beginn des Zweiten Weltkrieges im Jahr 1939 insgesamt 4.670 Einwohner, per 1. Jänner 2017 beträgt die Einwohnerzahl 5.390 Personen.

Die Überlebenschancen der einzelnen Häftlinge im Lager hingen primär von rassistischen Kriterien ab, nach denen die SS ihr Verhalten den Häftlingen gegenüber differenzierte. Während sich KZ-Häftlinge deutscher Herkunft am oberen Ende der Skala befanden, gefolgt von Häftlingen aus nord- und westeuropäischen Ländern sowie Polen und der Sowjetunion, fanden sich am unteren Ende – ungeachtet ihrer nationalen Zugehörigkeit – Häftlinge jüdischen Glaubens sowie sogenannte „Zigeuner“. In den auf Rüstungs-Zwangsarbeit ausgerichteten Außenlagern wie Melk gab es in dieser Skala eine gewisse Durchlässigkeit, sofern die betroffene Person über besondere berufliche Qualifikationen verfügte. So hatten Facharbeiter tendenziell bessere Positionen innerhalb der Lagergesellschaft als Hilfsarbeiter.

Der frühere Melker KZ-Häftling Shaul Schpilmann schildert seine Erfahrungen als Kind KZ.

*** Nähere Informationen zu Entwicklung und Struktur der "Häftlingsgesellschaft" im KZ-Komplex Mauthausen finden sich auf der Website der KZ-Gedenkstätte Mauthausen (Menüpunkt "Wissen").

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Geschichte
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